Törnbericht Nordsardinien / Korsika 2018

vom 27. Mai bis 1. Juni 2018

  • Ausgangshafen: Cannigione (Sardinien); Westseite des Golf von Arzachena
  • Flughafen: Olbia (ca. 27 km südöstlich von Cannigione)
  • Charterbasis: SARDAMAR; Via Andreas Doria 41, Pier 3
  • 41° 6,4668‘ N / 9° 26,5855‘ E
  • Eigner: Sailing Sicily
  • Charter: Master Yachting
  • Boot: BAVARIA 46 Cruiser, Baujahr 2017, Name: ELISA
  • Länge: 14,27 m; Wasserlinie: 12,74 m; Breite: 4,35 m;
  • Tiefgang: 2,10 m; Rumpfgeschwindigkeit: 8,7 KN
  • Crew: Andreas (Skipper, an Bord: Olli), Andy (Coskipper), Elke, Waldemar, Uwe, Günter und Heike (Gast)
  • Seemeilen gesamt: 110 sm

Das Hochglanz-Reisemagazin des ADAC vom Sommer 2017 zeigt auf dem Titelbild die Cala Citiccio an der Ostseite der Isola Caprera, die Vorzeigebucht im Maddalena-Archipel mit türkisfarbenem Wasser und Sandstrand zwischen hohen Felsen. Da wollten wir doch immer schon segeln, überlege ich und wenige Tage später steht die Crew fest … – denke ich. Jedenfalls soll ich unbedingt das Boot buchen und den Törn vorbereiten und genau das tue ich. Ich reserviere die BAVARIA 46 Cruiser, eine fast neue und komfortable Yacht mit 4 Doppelkabinen und 3 Nasszellen für unsere 7-köpfige Crew, leider aber mit ungelattetem Rollgroß. Die Konstrukteure haben auf den Traveller verzichtet und dafür zwei Großschoten zu den Klappen an Steuerbord und Backbord geführt. Überflüssigerweise haben wir einem Gefrierschrank und Microwelle an Bord. Wer braucht denn das?

Vier Wochen später sind wir nur noch zu dritt, der Rest der Crew ist „verloren gegangen“. Schade! Aber kein Problem: schließlich sind wir Mitglieder des Segelclub Solingen e. V. und jetzt wird unter den Mitgliedern die Werbetrommel gerührt in der Erwartung, dass der Törn als Flottillenfahrt mit mehreren Yachten sowieso mehr Spaß macht. Vier Jahre zuvor haben wir das schon rund um Elba erfolgreich mit 24 Seglerinnen und Seglern des Vereins gemacht und das Interesse an unseren alljährlichen, vielfältigen Törnangeboten ist groß.

Offenbar ist aber der Sommer 2018 zu weit entfernt, um die Segelfreunde und -freundinnen zu begeistern. Jedenfalls starten wir am Freitag mit Eurowings von Düsseldorf nach Olbia mit einer „gemischten“ Crew aus Vereinsseglern mit sehr unterschiedlicher Segelerfahrung, einem vereinsfremden, jedoch erfahrenen Segler und einer Freundin, die noch nie auf einer Segelyacht war. Der Altersdurchschnitt liegt deutlich oberhalb von 50 Jahren. Ich bin unsicher, ob das gut geht und weiß nicht recht, ob ich das so wollte.

Also werden den Teilnehmern/Teilnehmerinnen beim Vortreffen die grundlegenden Bedingungen eines Segeltörns erläutert; schließlich ist der Segelclub Solingen kein Reiseunternehmen. Wir sind Segler und wir wollen eine funktionierende Crew werden. Wir werden die wichtigsten Segel- und Hafenmanöver üben, Aufgaben verteilen, einen Wachplan sowie eine Seenotrolle festlegen und beschäftigen uns intensiv mit dem Thema „Sicherheit an Bord“.

Außerdem entwickeln wir außer dem Plan „A“ für die Fahrt auch den Plan „B“ und sogar den Plan “C“ für den Fall, dass Wind und Wetter oder persönliche Bedingungen eine Kursänderung erfordern.

Und natürlich: Wir wollen segeln! Besonders der Schlag rüber nach Bonifacio an der Südspitze Korsikas ist ein spannendes Ziel. Dazu wird erklärt, dass zur Überfahrt durch die Meerenge zwischen den Inseln aufgrund der dort herrschenden Düsenwirkung die örtlichen Windvorhersagen um 3 Bft. zu erhöhen sind. Hinfahren ist nur den Anfang der Planung, zurückkommen muss aber auch gelingen. Da heißt es Vorausblicken und auch den „Plan B“ bei der Planung zu berücksichtigen.

Im Übrigen lädt die Inselwelt des Maddalena Archipels mit seinen unzähligen Buchten und Stränden zum Ankern und Baden ein. Einen persönlichen „Reiseführer“ werden wir dazu in Cannigione treffen, denn seit dem vergangenen Jahr hat es unser Vereinsmitglied Nicole über die Sommermonate auf eine Bavaria namens JoJo mit Heimathafen Cannigione und mit dem Skipper, ihrem neuen Lebenspartner, verschlagen und die freut sich auf unseren Besuch.

Bei unserer Ankunft steht der vorbestellte Einkauf für die ersten Tage an Bord auf dem Tisch im Salon. Wir stellen fest, dass wir die Flache Whiskey nicht bestellt hatten und erst am nächsten Morgen erfahren wir, dass der örtliche Supermarktleiter unsere Bestellung eines Scotchbritt-Schwamms missverstanden hat. An Stelle der gewünschten Lammkottelets finden wir eine Tüte mit sämtlichen angeblich essbaren Teilen des Tiers. Nach einer ausführlichen Diskussion wird uns der Preis für den Kopf, das Hirn, das Herz und anderer Fleischstücke erlassen. Gut, dass ein Gefrierschrank an Bord ist! Aber sonst ist alles da und auch der Boots-Check lässt keine Zweifel aufkommen.

Am Samstag dauert es fast bis zum Mittag, bis wir die Leinen loswerfen, denn die Sicherheitseinweisung wird besonders ausgedehnt und detailliert durchgeführt. Der Himmel ist bewölkt und die Farbe des Wassers ist entsprechend verblasst. Bei 4 Bft. aus Ost setzen wir am Ausgang der lang gezogenen Bucht nur die Genua mit Kurs auf Palau und lassen uns an diesem Tag mit annähernd 9 Knoten Speed vom Wind vor der Küste der Insel nach Westen schieben. Bevor wir am frühen Nachmittag in der RADA di MEZZO, einer weiten Ankerbucht mit mäßigem Schutz vor dem Ostwind, ankern, werden Segelmanöver geübt. Jeder soll ein Gefühl für das Boot bekommen.

Um 15:00 Uhr geht’s nur unter Genua im Anblick der hohen Steilküste weiter nach Westen bis wir an der äußersten Nord-West-Ecke der Insel den Hafen von Santa Teresa erreichen. Von hier aus hat man den kürzesten Weg hinüber nach Korsika und die Marina Porto di Santa Teresa Gallura liegt sehr geschützt am Ende eines tiefen Fjords mit wenigen Häusern. Ein netter und sicherer Ort zum Übernachten.

Beim Hafenmeister erhalten wir den Wetterbericht mit der allgemeinen Vorhersage (Inshore) sowie mit der besonderen für die „BOCCHE“, also den offenen Seebereich zwischen den Inseln mit der „Düse“. Wir haben dort angeblich 6 Bft. und leichten Regen mit möglichen Gewittern zu erwarten.

Nicole und ihr Partner, ein Skipper, der seit Jahren mit den örtlichen Wetterbedingungen bestens vertraut ist, wollen am Sonntag mit ihren Chartergästen auch rüber nach Bonifacio und empfehlen uns, die Fahrt ebenso zu planen. Auch der Hafenmeister in Cannigione war ganz sicher, dass der Sonntag der beste Tag dieser Woche dafür sei. Also machen wir uns nach einem ausgedehnten Frühstück bei annähernd 0 Wind auf den Weg und verlassen Santa Teresa unter Motor. Das ist ein guter Moment, einmal das Groß heraus zu holen und wir stellen fest, dass das Unterliek nicht eingeschäkelt ist. Das Segelmanöver verläuft befriedigend und es geht weiter unter Motor, ohne Wind und bei Nieselregen bis nach Bonifacio. In unserem Regenzeug sehen wir aus wie auf einem Nordseetörn vor der Niederländischen Küste im September. Da kommt auf den knapp 12 Seemeilen wenig Spaß auf. Das hatten wir uns anders vorgestellt.

Um 14:30 Uhr liegen wir an der Flaniermeile mit ihren Bars und Restaurants bereits in der Box, die wir uns allerdings erkämpfen mussten. Wir haben uns zuvor draußen vor der Einfahrt mit langsamer Fahrt die spektakulären Kreidefelsen mit der darüber tronenden Bebauung aus der Nähe angesehen. Die Besichtigung wurde aber kurzerhand abgebrochen, als wir eine Armada von Yachten mit Ziel Bonifacio aus dem Osten kommend bemerkten. Also nichts wie rein in die Marina, bevor wir wegen Platzmangels abgewiesen werden.

In der Boxengasse steckte die der Box gegenüberliegende Yacht mit ihrem Anker die Nase soweit vor, dass die Rückwärtsfahrt erst beim zweiten Anlauf ohne Kollision mit diesem Anker zu ihrem Ziel führte. Das wäre bei mehr Wind nicht möglich gewesen. Nun sind wir drin, aber wie kommen wir hier wieder raus?

Bei einem ausgedehnten Gang durch die Altstadt oben auf dem Felsen mit einem wundervollen Blick über den Hafen wurde der Gedanke jedoch unwichtig. Unter dem grauen Himmel taucht jetzt eine goldene Abendsonne die Kreidefelsen in ein gleißendes Licht.

Am Dienstag ist unser Reiseziel die Cala Garibaldi, eine Ankerbucht an der Westseite der Isola Caprera, eine Empfehlung von Nicole, die morgens schon früh mit der JoJo und den Gästen zur Ile Cavallo östlich von Bonifacio die Marina verlassen hat. Der Himmel ist mittags noch immer grau, aber ein Wind aus Nordost mit angesagten 4 Bft. soll uns auf Halbwindkurs auf 140°-Kurs durch die Bouches de Bonifacio, die Meerenge, Richtung Maddalena und Caprera schieben. Wir verabschieden uns von dem grandiosen Naturhafen, der zwischen den hohen Felsen mit der Festung einen tiefen, engen Fjord bildet, und setzen unmittelbar unter der Kreideküste das Groß mit einem Reff, denn der Wind hat bereits jetzt auf mehr als 5 Bft. aufgefrischt.

Einfach gesagt! Ist es aber nicht, wie sich schnell herausstellt. Das Groß ist raus und das Kommando heißt: Großschot fieren, ich falle ab! Kann ich aber nicht, denn das Groß geht nicht auf. Die Yacht krängt nach Lee. Unter der Sprayhood sind 3 angeblich erfahrene Segler ratlos und bedienen die Großschon nicht.

Nochmals das Kommando: Fier auf die Großschot, ich falle ab! Ich will von der sich nähernden Felsenküste weg und lege mit Bedacht Ruder nach Luv, die Yacht krängt weiter nach Lee und nimmt Fahrt auf, aber keiner traut sich, die beiden Klappen der Großschoten gleichzeitig zu öffnen. Stattdessen Diskussionen untereinander. Nach der dritten Ansage des Rudergängers und einer eindeutigen Erläuterung der erforderlichen Handlungsweise gelingt das Manöver endlich und mir ist klar: Hier ist zumindest Weiterbildung notwendig.

Der Kurs liegt an und die Yacht macht 7,5 Koten Fahrt durchs Wasser. Waldemar, ein eher stiller Segelfreund aus München, der am liebsten einhand auf seinem eigenen H-Boot auf dem Chiemsee unterwegs ist, übernimmt das Ruder zunächst ein wenig zögernd. Er ist es nicht gewohnt, Kommandos zu sprechen und das üben wir dann auch gemeinsam. Uwe und Günter haben gerade erst den Binnenschien bei uns im Verein bestanden, erzählen aber davon, dass sie früher bereits mehrfach mit kleinen gecharterten Yachten selber in Holland unterwegs waren. Aber die Kommandos sind beiden unbekannt und wir trainieren in den kommenden Tagen die verschiedenen Segelmanöver, wie ich das für die alljährliche SKS-Praxisausbildung der Vereinsmitglieder gewohnt bin.

Es geht jeden Tag ein bisschen besser: Wenden, Halsen, Beiliegen und Mann bzw. Person über Bord mit der Q-Wende sowie mit Motorunterstützung und eingeholter Genua auf kurzem Weg. Unerwarteter Weise wird jetzt tatsächlich so etwas wie ein Ausbildungstörn aus unserer Segelwoche. Mit Elkes Unterstützung wird unter Deck auch die Navigation an der Karte erklärt. Heike, die sich erklärter Maßen als Nichtseglerin nicht vorstellen konnte, wie wir ein solches Schiff alleine fahren können, ist zutiefst beeindruckt und gewöhnt sich schnell an die Sprache an Deck.

Mit einem lauten Knall verabschiedet sich während der Fahrt der Schlitten der Genuaschot vom Holepunkt und Kunststoffteile fliegen durch die Luft. Später erklärt uns die Charterbasis, dass die Schot bei Manövern tatsächlich unter die Kunststoffkappe greifen kann und damit die Arretierung löst. Dann saust der Schlitten nach achtern und schlägt die Endkappe der Schiene weg. Tolle Technik! meinen wir und müssen für die neue Endkappe zahlen. Jedenfalls konnte der Schlitten wieder auf der Schiene befestigt und der Holepunkt bestimmt werden.

Unter Deck nutzen Andy, Elke, Heike und bemerkenswerter Weise auch unser Vegetarier Uwe die Zeit, aus der Menge unterschiedlichster Lammfleischstücke ein köstliches Ragout vorzubereiten. In einer Brühe aus dem gebunkerten Gemüse und den mitgebrachten Gewürzen kocht der große Topf 5 Stunden vor sich hin. Am Abend wird daraus noch eine kräftige Sauce gezaubert und wir werden mit dem feinsten Lammtopf der Welt zum Dinner verwöhnt.

Die Cala Garibaldi ist tatsächlich eine schöne Bucht zum Übernachten vor Anker bei NO-Wind. Vor dem Sonnenuntergang schwimmen wir um das Boot herum und die Ankerwache bewundert in der Nacht den Vollmond über der Bucht. Das Wasser ist still.

Weil die Maddalena mit der Isola Caprera im Passo della Moneta durch eine Brücke verbunden ist, müssen wir am Mittwoch auf unserem Weg nach La Maddalena bei 2 Bft. aus SO die Caprera einmal im Uhrzeigersinn umrunden, vorbei der eingangs bereits erwähnten Cala Coticcio und um das Sperrgebiet am südlichen Zipfel der Insel herum. Aber zum Schwimmen ankern wir mittags nördlich davon in der Cala Portesa in Ufernähe. Die Sonne hat sich endgültig durchgesetzt. Es ist herrlich warm und der Wind nimmt zur Weiterfahrt auf 4 Bft. zu, jetzt aus NW. Er hat einmal vollständig gedreht und wir können mit einer schnellen Fahrt auf Halbwindkurs westlich um die Isola St. Stefano herum bis vor die Einfahrt zur Cala Gavetta mit an der Ostseite des Hafens liegenden Hauptort der Insel, La Maddalena, segeln.

Leider gelingt es uns trotz aller Mühe nicht, die Genua einzuholen. Sie rollt nicht auf und schlägt wild im Wind. Wir prüfen vorne die Rolleinrichtung und sehen, dass sich die Einholeleine falsch aufwickelt und selber in dem lockeren Gehäuse bekneift. Wir kommen aber nicht dahinter, warum das so ist. Der Rudergänger hat bei dem kräftigen Wind alle Mühe, die Yacht im Wind zu halten, denn im 15-Minutentakt verlässt eine Fähre in Richtung Palau den Anleger östlich der Einfahrt und die Fähre aus Palau kreuzt die Einfahrt, um vor La Maddalena anzulegen. Also jedes Mal wieder abfallen und ausweichen, einen Kreis fahren und wieder aufschießen. Das geht hier zu wie auf einem Bahnhof in dem sich nach Osten verengenden Fahrwasser mit seinen vielzähligen Steinen und Untiefen vor dem südlichen Felsenufer der Isola St. Stefano.

Endlich können wir das Tuch irgendwie um das Vorstag wickeln und mit Bändseln festmachen, so dass wir in den Hafen kommen. Neben uns liegt die JoJo mit Nicole. Um die defekte Rolle wollen wir uns morgen früh kümmern, denn der Ort lädt zum Bummeln durch die alten Gassen zwischen den Häusern der letzten Jahrhundertwende und dem klassizistischen Rathaus ein. Hier pulsiert das Leben, nicht zuletzt deswegen, weil hier die Geschäfte länger geöffnet haben als drüben auf Korsika. Und die Palaufähren gestatten auch späte Besuche auf der Insel von Sardinien aus.

Zuerst statten wir den Fischern im Hafen einen Besuch ab. Beutelweise werden frischer Fisch, Kalamar und Sepia vom Boot herüber gereicht für eine mächtige, duftende Fischpfanne an Bord. Den Wein lassen wir gegenüber in der Vinothek aus den großen Edelstahltanks in Flaschen abfüllen und verbinden den Einkauf mit einer kleinen lustigen Weinprobe in dem Laden.

Der Hafenmeister ist ein dicker, gemütlicher Italiener und brummt wie Käpten Blaubär. Auf eine in holprigem Italienisch gestellte Frage antwortet er in vollkommen akzentfreiem Hochdeutsch. „Aber Italienisch können Sie auch?“ frage ich ihn. Er grinst und stellt fest, dass Deutsch eigentlich seine Muttersprache sei.

Erst am Mittag nach einem weiteren Gang durch den Ort und am Fährhafen entlang legen wir ab. Wir „schleichen“ unter Motor durch die östliche Passage mit geringer Wassertiefe zwischen den Inseln und gehen dann unter Segel auf Kurs 162° bei zunächst 3 und später 5 Bft. aus Nord-West in Richtung der Südspitze der Isola Rossa. Von dort weiter nach Osten zwischen der Sardischen Küsten und der vorgelagerte Isola delle Bisce vorbei am Leuchtfeuer Capo Ferro. Die Durchfahrt ist eng und muss mittig genommen werden wegen der unzähligen Untiefen zu beiden Seiten.

Zuvor passierten wir die Isola Cappuccini. Mit ihren vorgelagerten Felsen und Inselchen versteckt sich dahinter die Liscia di Vacca, eine traumhafte Bucht, die von riesigen Luxusjachten gerne bevölkert wird.

Der Landstich zwischen dieser Bucht und der Secche del Cervo, die Costa Smeralda, mit der Marina Porto Cervo wurde vor 50 Jahren von dem Prinzen mit dem Namen Karim Aga Khan von den Schafhirten erworben und mit riesigen Ferienanlagen bebaut.

Wir passieren Porto Cervo und erreichen weiter südlich den Strand der weiten Bucht von Scogli Capaccia mit ihren parkähnlichen Gärten und Anwesen der „Schönen und Reichen“. Hier lässt sich bei Westwind geschützt ankern, denken wir. Allerdings machen wir die Erfahrung, dass der Wind über den flachen Hügel hinweg auf die Bucht trifft und werden in der Nacht ziemlich geschaukelt. Die Einfahrt in die Bucht ist auch nicht ganz ungefährlich wegen der bis zur Wasserlinie reichenden vielen Stein und Felsen.

Am nächsten Morgen geht die Fahrt auf gleichem Wege zu rück, vorbei an der Isola di Li Nibani, die wegen des Sperrgebiets weit umfahren werden will. Der wenige Wind aus N-NO zwingt uns auf die Kreuz mit der einen und anderen Wende. Später dreht er immer weiter nach NO und Elke, die seit mehr als 10 Jahren von sich behauptet, sie wäre keine Seglerin, hat Spaß in den Backen, als sie mit halbem Wind und Tempo hinter dem Capo Ferro durch die Passo delle Bisce die enge Durchfahrt zwischen den Felsen nimmt. Anschließend geht es mit Kurs 260° zurück in den Golfo di Arzachena, an dessen südlichem Ende unser Ausgangshafen Cannigione liegt.

Hinter uns liegen 110 Seemeilen mit vielen unvergesslichen Eindrücken und wir sind in den wenigen Tagen eine richtige und sehr gut funktionierende Crew geworden, am Ende ohne viele Kommandos für die Segel- und Anlegemanöver.

27. Oktober 2018

Andreas Wiedmann