Plattbodentour Christi Himmelfahrt 2014

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Die gut gelaunte Crew der „Onrust“ kurz nach dem Start in Gaastmeer. NOCH war der Himmel bedeckt, aber nicht mehr lange!

Im Laufe der Zeit ist er im Segelclub Solingen zu einer richtigen Tradition geworden: der Himmelfahrts-Plattbodentörn. Das Fahrtensegel-Angebot auf diesen nach historischen Vorbildern erbauten Schiffen erfreut sich seit vielen Jahren großer Beliebtheit und spricht ein breites Spektrum von Interessenten an.

Los geht’s also. Mittwochabend späte Ankunft in Gaastmeer – Regen, 5 Stunden staulastige Autofahrt überstanden, jetzt noch ausladen, Proviant einstauen, Koje beziehen und mit der Crew einen „Absacker“ nehmen.

Am nächsten Morgen: der Regen hört endlich auf, der Himmel lässt erste Sonnenstrahlen durchblitzen – es kann losgehen! Wir – das 9-köpfige Team von „Vrouwe Antje“ (einem 15,80 m langen Platt-bodenschiff vom Typ „Skûtsje“) um unseren Vereinsvorsitzenden Andreas Wiedmann „dampften ab auf Raumschiffkurs“ (wie es scherzhaft hieß). Zusammen mit 3 weiteren Schiffen und den rest-lichen 29 Tourteilnehmern schipperten wir bei herrlichstem Wind von 3-4 und erst zaghaftem, dann bestem Sonnenschein Richtung Workum, wo wir nach Durchfahrung des Ortes das Ijsselmeer erreichten. Kurs 0° Richtung Makkum.

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Entspannte Herren, beige Ledergarnituren im Salon und und und ;-)

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Wir wurden in der Kornwerderzand-Sluis von ebendiesen Herren im Päckchen vorwärts verholt! G-E-N-I-A-L!

So hatten wir am nächsten Morgen nur einen kurzen Schlag bis zur Schleuse Kornwerderzand (Lorentzsluis) – durch den Abschlussdeich in die Nordsee. Obwohl in die Schleuse je nach Größe 30-50 Schiffe passen, mussten wir bis zur Passage gut 2 Stunden warten, denn wir waren nicht die einzigen Bootstouristen, die „Lust auf Nordsee“ hatten. Eine wahre „Armada“ lag dort StandbyIMGP0117 und keiner konnte es erwarten, endlich in die Schleuse zu kommen. Wir verholten uns Stück für Stück in einem 4er Päckchen zusammen mit sehr unterschiedlichen, aber allesamt sehr netten Menschen auf sehr unterschiedlichen Schiffen: Einige Unfreundliche wurden immer wieder mit „deutlichen Worten“ und tricky Manövern am Überholen und Vordrängeln gehindert.

Der Kurs durch die Waddenzee und der ungefähre Passagezeitraum nach Texel wurden so errechnet, dass uns Strömung und Wasser-stand möglichst wenig bis keine Probleme bereiten konnten. Alles ging bei wieder herrlichstem Wetter und bis zu 7,2 kn Fahrt und 4er bis 5er Wind – trotz an Fahrwassertonnen deutlich sichtbarem Stromversatz – IMGP0072gut  voran und wir erreichten am frühen Abend Oudeschild auf Texel – der westlichsten Nordseeinsel. Auch hier war’s wieder gestopft voll, sodass wir gleich im Gemeindehafen einquartiert wurden zwischen Schwimmdock, Frachtschiffen und Fischtrawlern.

Aber im gemütlichen Päckchen bzw. in Nachbarschaft zum Rest unserer Flottille und noch einem „Gastbegleiter“, IMGP0133der uns seit Gaastmeer mehr oder weniger folgte: Eine Familie um einen pensionierten Pfarrer, der, wie er bekannte, seit 20 Jahren regelmäßig in der Region unterwegs sei, sich aber nie aufs Wattenmeer getraut habe. Er bat um Erlaubnis, sich an uns dranzuhängen im Vertrauen darauf, dass der Weg nach Texel mit uns sicher sei. Das fanden wir sehr nett!
Um an Land zu kommen, stiegen wir über 4 Schiffe, eins davon ein mittelgroßer Hochseetrawler – imposant!IMGP0130

Samstagmorgen 7.00 Uhr – wieder bestes Wetter – zurück Richtung Ijsselmeer. Diesmal durch die Schleuse in Den Oever – auf der entgegengesetzten Seite des Afsluitdijk – ganz ohne Wartezeit. Wir waren wegen der Tidensituation früh gestartet und nun vor der „Armada“ da. Die Lichtstimmung auf dem Wasser ist zu dieser frühen Tageszeit ganz besonders bezaubernd – die Sonne steht noch recht tief und beleuchtet das Wasser und die Küste wunderbar.

In Den Oever machten wir nicht fest sondern schipperten gleich weiter nach Hindeloopen wieder auf der anderen Ijsselmeer-Seite. Der kleine Hafen wird vom SCS traditionell angesteuert – zum einen wegen seines malerischen, gemütlichen Ambientes, zum anderen wegen des unverzichtbaren Besuchs im Restaurant „El Paso“: dort wird am letzten Abend vor der Heimreise obligatorisch ein leckeres Steak gegessen. Bei Ankunft im bis auf wenige cm vollgestopften Hafen verschlug es mir persönlich die Sprache. Ich dachte „wie sollen wir mit diesem Riesenschiff in diese enge Lücke kommen?“. Die Frage war 5 Minuten später dadurch beantwortet, dass wir schlichtweg drin waren in der Lücke. Die umliegenden Yachtbesitzer hatten allesamt Schweißperlen auf der Stirn, weil sie wohl die gleiche Frage im Sinn hatten…

Das spannende Anlegegeschehen wurde wunderbar begleitet von einer Oldtimerparade, die die Kaimauer passierte und mit spritzenden Feuerwehrautos und drolligen Huptönen für gute Stimmung sorgte.

Das Essen im „El Paso“ entschädigte für die zuvor ausgestandenen „Ängste“ – es war wirklich ein gutes Steak! Faszinierend fand ich übrigens auch den Koch: er war ganz allein in der Küche, hatte sich aber so gut auf unsere Gruppe vorbereitet, dass im Schnitt und gefühlt jede Minute ein fertiger Teller die Küche verließ und wir so nicht wirklich lange aufs Essen warten mussten.

Beim Einlaufen in Hindeloopen war bekannt geworden, dass eines der Schiffe unserer Flottille wegen eines technischen Defekts in den Hafen (diesen vollen Hafen!) geschleppt bzw. begleitet werden musste (Achim und Holger haben das souverän gemeistert) – der Schaden stellte sich jedoch schnell als unkompliziert zu reparieren heraus und wurde umgehend vom Vercharterer Syperda in lobens-wert freundlicher und professioneller Weise behoben und es konnte weitergehen.

Letzer Tag: Rückfahrt nach Gaastmeer – gemütlich mit weniger Wind als an den Tagen zuvor. Aber das war uns egal, denn insgesamt war’s ziemlich genial und entspannend. Und für mich als Plattbodenneu-ling auch touristisch und technisch ziemlich interessant.

Vielen Dank an alle Skipper (Andreas W., Holger, Uwe und Achim) und unsere Fahrtenwartin Esther für Planung und Organisation und alle, die diese Veranstaltung im Freundes- und Bekanntenkreis bewerben und ständig weiter empfehlen (wodurch wir bei der diesjährigen Tour 2 neue Interessenten dabei hatten).

Carsten.

Route Gaastmeer, Workum, Makkum, Kornwerderzand, Oudeschild, Den Oever, Hindeloopen, Workum, GaastmeerRote Linie: Route Gaastmeer, Workum, Makkum, Kornwerderzand, Oudeschild, Den Oever, Hindeloopen, Workum, Gaastmeer.

Mehr Infos zu den Schiffen und zur Gegend gewünscht? Da empfehle ich einen Besuch auf der Homepage unserers Vercharteres: www.waterrecreatiesyperda.de. Viel Spaß beim Stöbern!