Törnbericht Schwerwettertörn vom 13.04 bis zum 21.04.2018

Die Crew

Esther Klemmt (Allzweckwaffe für Steuern, Navigation, Brote schmieren bei 5 Meter Welle, gute Laune verbreiten und Co.-Skippi)

Olaf Zerbe (der Skipper oder auch Ka Leu, Beseitigung von Mängeln an Bord, Hubschrauberpilot und Scampi-Spezialist)

Dirk Schmitz (der Alleskönner und die graue Eminenz im Hintergrund, Spezialität der Pfundstopf)

Jürgen von der Au (der Eisenbieger und Optimist, immer hilfsbereit und kompetent)

Thomas Neumann (der leise und ruhige aber sehr spruchsichere und immer freundliche Kumpel)

Ronni John (der Neue, den kannste aber auch gebrauchen, ich glaub der will jetzt auch immer mit)

Ralph Klemmt (der Steinliebhaber und Frankreichkenner, gut das er dabei war – wer weiß was wir sonst zu essen bekommen hätten)

Gerald Weber (den muss man sich buchstäblich leisten können, immer hungrig und durstig, steht als lebende Schrankwand oft im Weg und passt in keine Kajüte oder WC)

Wo ging es hin:

Von Dielette (Normandie) nach Brest (Bretagne) 275 sm.

Freitag sind wir mit den zwei größten Autos, die wir finden konnten, los gefahren.

Was soll ich euch sagen, der Platz für 8 Personen, Gepäck, Verpflegung, Olafs Werkbank und Gewürzküche reichte trotzdem nicht aus! (was für eine Überraschung)

Bleibt ein Kollege zu Hause oder der Werkzeugkoffer (Werkbank Olaf)

Nach langen Diskussionen hat man sich dazu entschlossen, dann doch den Thomas noch abzuholen.

Wir fanden es nett und die richtige Entscheidung!

Nach entspannten 10 Stunden waren wir in Dielette bei schönstem Wetter angekommen.

Unser Schiff eine 44 er Jeanneau war in einem optimierungswürdigen Zustand!

Einzelne Festmacher konnte man vor Steifigkeit längs in die Ecke stellen.

Über die Sauberkeit bei der Übernahme eines Schiffes waren wir auch unterschiedlicher Meinung mit dem Vercharterer.

Die französische Leichtigkeit und Mentalität hat dazu beigetragen, dass wir schnell unsere deutschen Tugenden angepasst haben.

(Zitat von Marc dem Vercharterer: In ganz Frankreich regnet es, aber hier scheint die Sonne!

Danach hatten wir keine Reklamationen mehr.)

Am nächsten Morgen 0900 ging es dann ganz erwartungsvoll zur Insel Jersey (46 sm).

Von wegen Schwerwetter – schönste Sonne, wenig Wind und kaum Welle.

Um sich einzusegeln, waren dass doch perfekte Bedingungen.

Was machte unser liebgewonnenes Schiff Namens „CAP WEST 44 “ ?

Die Bordinstrumente machten Pause!

(Ohne Tiefenmesser in diesem anspruchsvollen Segelrevier – Zitat Esther „Kein Bock auf Abenteuer?“)

Wir hatten aber zum Glück genügend eigene Navigationsgeräte mitgebracht.

Ansonsten haben wir erstaunlich gute Segeleigenschaften unserer Yacht festgestellt.

Die technischen Ausfälle wurden im laufe des Tages auch vom Skipper behoben.

Besser nicht fragen wie der das gemacht hat!

Nach dieser anstrengenden Reise haben wir erst einmal einen Hafentag eingelegt.

Wir haben etwas für die Bildung getan und besuchten auf Empfehlung die „War Tunnels“ aus dem 2. Weltkrieg und fuhren mit einem sehr coolen Bus mit Cabriodach, Baujahr 1942, Marke

Leyland zurück zum Hafen.

Danach hatten wir Hunger auf Fish and Chips und Durst!

Abends an Bord wie immer fürstlich gespeist und Jürgens Lebensweisheit gefolgt „Iss dich satt – bleibste glatt“

Ach ja noch ein wichtiges Detail – Tiedenhub im Hafen 8 Meter!

Am nächsten Morgen ging es weiter nach St. Malo (Frankreich) – Tiedenhub im Hafen 12 Meter!

Wenn du bei Ebbe zur Hafentoilette wolltest, brauchtest du eine Bergsteigerausrüstung!

„Da wirst du verrückt – das muss man persönlich gesehen und miterlebt haben!“

St. Malo ist sehr schön und wir haben uns vieles angesehen.

Strahlend schönes Wetter! (Schwerwetter Törn – Ha, ha!)

Um 1800 hat uns der Hafen endlich freigegeben und wir konnten unsere Reise fortsetzen.

Nächster Halt Roscoff  vorher „NACHTFAHRT“

Für zwei von uns war es die Premiere und sicherlich einer der Höhepunkte auf diesem Törn.

Man was hatten die ein Glück – Keine Wolke am Himmel, sternenklarer Himmel, Wind 4-6 Bfr.

Seglerherz was willst du mehr. (Ich glaube die Beiden haben die ein oder andere Träne verdrückt.)

Also die ganze Nacht auf Steuerbordbug wie auf Schienen Strecke gemacht (76 Sm)

Morgens um 0641 hatten wir schon unser Ziel erreicht.

Der Skipper war der Ansicht alles schläft, es läuft so gut, also warum den Kahn aufhalten.

Zielpunkt verlegt nach L `Aber Wrac`h nur noch ca. 30 Sm bis Brest.

Um 0945 hatte das Schicksal die nächste Überraschung für uns vorbereitet.

Esther war am Ruder und wurde auf einmal sehr unruhig.

Ich fragte ob ich sie ablösen solle, damit sie auf die Toilette gehen kann!

Aber das war es nicht.

Wie in den schönsten Tierdokumentarfilmen tauchte plötzlich eine Schule Delphine/Tümmler neben unserem Boot auf.

Am Horizont kündigte sich das durch einen Schwarm von aufgeregten Möwen an.

Die Delphine hatten wohl gerade nach erfolgreicher Jagd gefrühstückt und wir kamen zufällig vorbei.

Ich hatte bis dato noch nie so viele Tiere und so nah am Boot gesehen.

Als Tierverrückter war das natürlich für mich das Highlight.

Ein Teil der Tümmler begleitete uns bestimmt fünf Minuten und lieferten sich ein Wettrennen mit uns. Das konnte man natürlich nicht wissen, dementsprechend blieben die meisten der Kollegen, nach der anstrengenden Nachtfahrt in der Koje und haben das leider nur verbal mitbekommen.

Die Anfahrt zum Zielhafen war wieder einmal ziemlich anspruchsvoll.

Skipper notierte in das Logbuch „Wind in Böhen ca. 20 Kn, Welle 3-4 Meter, Boot und Crew schlagen sich gut“ (der Kahn lief in der Spitze 13 Kn das ist schon eine Ansage!)

Nah dann.

Am nächsten Tag 0730 machten wir uns zum Zielort Brest auf.

Kleine Randnotiz „Ursprüngliche Ablegezeit 0600, Standartablegezeit Skipper 0500“

Ich glaube der Drill-Sergeant hatte etwas geschwächelt! Ablegezeit 0730 (wie nett)

Vor dem Militärhafen von Brest hatten wir unser nächstes Abenteuer.

Hubschrauber kreisten um uns herum, Begleitboote fuhren aus der Hafenausfahrt (führsorglich wie wir nun einmal sind, rieten wir Olaf sich unter Deck zu verstecken) und dann sahen wir warum der ganze Wirbel stattfand.

Ein U-Boot lief vor uns aus dem Hafen aus und viele von uns konnten sagen „wieder eine Premiere“.

Leider mussten wir den letzten Tag bis hierhin nur Motoren (Windstärke 1-2), aber kurz vor Schluss frischte der Wind noch einmal auf.

Also schnell die Segel gesetzt und die Post ging ab – denkste – gerade als es richtig gut lief, kam der Co-Skipper und verlangte die Segel sofort zu bergen (war wohl ein bisschen wenig Wasser unter dem Kiel – die hat auch immer was zu meckern!)

Tanken konnten wir wegen des Wasserstandes auch nicht mehr, also ab zum Steg.

„DAS WAR ES“ mit der Segelei.

Am nächsten Tag durften wir mal wieder die Pünktlichkeit und Effektivität der Franzosen bestaunen.

Nach nur zwei Stunden Verspätung brachte uns der Vercharterer – wie vereinbart – unsere Autos vorbei (natürlich nicht ohne die Fahrzeuge als Lastesel für die Firma zu nutzen) und wir konnten unseren letzten Zwischenstopp, ein sehr gemütliches Hotel in der Nähe von St. Mount Michelle antreten.

Hier haben wir noch einmal die wunderschöne Landschaft der Bretagne genossen.

Was soll ich euch erzählen.

Wir machen mit dem Solinger Segelclub ja immer schöne Urlaube und Törns!

Aber dieser wird allen sicherlich als einer der schönsten und nachhaltigsten in Erinnerung bleiben.

Es hat wirklich alles gepasst!

Die Crew hat sich mehr als gut verstanden (kein einziger Streit – das ist nicht normal!)

Das Wetter war einfach nur super! (von allem etwas dabei)

Die Landschaft und das Segelrevier waren atemberaubend!

Das Schiff war etwas abgerissen, segelte dafür aber wirklich gut!

Der Vercharterer hatte es einfach drauf! (dem konnte man nicht böse sein)

Vielen Dank an die Organisatoren und die, die Verantwortung übernommen haben, es war einfach klasse!

Zum Schluss noch ein Tipp „Fahrt bloß nicht mit – das hat Suchtpotenzial“

Gerald